Hans-Jürgen Müller
Die Galerie geht zurück auf die Galerie Müller in der Hohenheimer Straße, Stuttgart, gegründet 1958 von Hans-Jürgen Müller, einem der progressivsten Galeristen jener Zeit. Sie war stets und von Anbeginn mehr als nur Umschlagplatz zeitgenössischer Kunst: sie war Ort von Stimulans und Provokation. In den Jahren bis 1968 wurde Sie – und damit die Stadt Stuttgart – zum Anlaufpunkt europäischer Sammler. Hans-Jürgen Müller zeigte die Klassiker süddeutscher Moderne, Hauptvertreter des deutschen und französischen Informel, die Stuttgarter Avantgarden, die europäische Zero Avantgarde, neue Figuration, Arte Povera, neue Tendenzen aus Japan, Italien, Spanien, dann im nächsten Schritt und früher als viele andere die wichtigsten Repräsentanten englischer und amerikanischer Kunst der 1960er Jahre: Rauschenberg, Johns, Morris Louis, Dine, Ramos, Lichtenstein, Ruscha, Warhol, Krushenik – um nur einige zu nennen. Schon 1959 zeigt HJM eine der ersten Twombly-Ausstellungen in Deutschland, 1962 brachte er das erste Gemälde Frank Stellas nach Europa. 1967 ist HJM Gründungsmitglied des 1. Kölner Kunstmarkts, eröffnet 1968 im 1. Galeriehaus Deutschlands, in der Lindenstr. 20 in Köln, eine 2. Galerie und wird zum Inspirator und Motor bedeutender Privatsammlungen: Karl Ströher (Wella), Kurt Fried, Dieter Grässlin, Renate und Günther Hauff, Ute und Udo Scharpff, Rolf Krauss u.a.m. In den 1970er Jahren folgen der frustrierte Rückzug aus dem Kunstbetrieb angesichts einer hemmungslosen Merkantilisierung und sein Buch „Kunst kommt nicht von Können“. 1979 organisiert er (gemeinsam mit Max Hetzler und Ursula Schurr) in Stuttgart die deutschlandweit 1. Ausstellung, in der die Kunst der 80er Jahre vorweggenommen wird – die Ausstellung „europa ’79“ mit Künstlern wie Michael Biberstein, Sandro Chia, Francesco Clémente, Tony Cragg, Enzo Cucchi, Denmark, Martin Disler, Mic Enneper, Wolfgang Flatz, Günther Förg, Vlimmo Germana, Isa Genzken, Nikolaus Koliusis, Bertrand Lavier, Johannes Lenhart, Nino Longobardi, Gerhard Merz, Pieter Mol, Reinhard Mucha, Juliao Sarmento, Hubert Schmalix, Jean-Luc Vilmouth, Isolde Wawrin, Boyd Webb, Fischli-Weiß, Zush u.a.m. – viele erstmals in Deutschland vorgestellt. Anfang der 80iger Jahre der Neustart gemeinsam mit Helga Müller: Rückkehr nach Köln – Hochburg der „Jungen Wilden“, bahnbrechende Ausstellungsprojekte, Aufbau der Sammlung „Tiefe Blicke“ (Hessisches Landesmuseum 1984); anspruchsvoller Kunsthandel und 1984 die Vision „Atlantis/MARIPOSA“: die Schaffung eines Ortes der gelebten Einheit von Natur, Kultur, Kunst, Philosophie und politischer Reflexion, die beide in den letzten 20 Jahren realisiert haben. So verwirklichten sie mit MARIPOSA anschaulich, was sie dem lebenslangen Umgang mit zeitgenössischer Kunst und Künstlern verdanken und „Suchenden“ anbieten: einen Raum der Schulung der Sinne – der Weite für den Geist – als Impulsgeber für das kreative Potential und zur Umsetzung humaner Visionen gesellschaftlicher Zukunft. www.kulturpark-mariposa.de Im Mai 2009 verstarb Hans-Jürgen Müller. Seit Oktober 2013 ist Helga Müller mit Ausstellungen in die Stuttgarter Kunstszene zurückgekehrt. In der Stadt-Galerie im Stuttgarter Westen und einem großen Schau-Raum in Stuttgart-Untertürkheim zeigt sie aus den umfangreichen Beständen Gemälde, Skulpturen, Fotografie, Arbeiten auf Papier und Druckgrafik zeitgenössischer Kunst nach 1945, aber auch ethnologische Kunst und besonderes Design.
Geschichte der Galerie A®tlantis
1958 | Galerie-Eröffnung und Beginn selbständiger Werbetätigkeit in Stuttgart. Ausstellungen:
Exklusiv-Vertretung von:
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1959 | Herausgabe bibliophiler Bücher:
Erster Bibliophiler Kalender mit signierten Graphiken von:
Aufbau der Sammlungen:
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1962 | Erste Kunstpolitische Auseinandersetzung in Zeitungen und Kunstzeitschriften |
1965 | Übernahme der Galerie Charles Lienhard, Zürich (gemeinsam mit Felix Handschin) |
1965 | Erste Reise nach New York. Ankauf von Arbeiten von:
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1966 | Mit-Aufbau der Sammlung Karl Ströher, Wella Darmstadt heute Museum für Zeitgenössische Kunst, Frankfurt |
1967 | Mitbegründer des 1. Kölner Kunstmarktes |
1969 | Eröffnung der Kölner Galerie Müller im „Galeriehaus Lindenstraße“ Ausstellungen von:
Karl-Georg Pfahler u.a. |
1971 | Gründung der Kölner Kunstbörse |
1972 | Herausgabe einer eigenen Kunstzeitschrift „Kunst-Spiegel“ |
1973 | Übergabe der Kölner Galerie an die Mitarbeiter Carla Stützer und Agnes Wintersberger |
1973 | Weltreise mit VW Bus und einer Graphikmappe mit 30 verschiedenen deutschen Künstlern: „German Art Today“ (Edition Galerie Müller) Übersiedlung nach Chayofa, Teneriffa |
1975 | Arbeit am Buch „Kunst kommt nicht von Können“ Drehbuch zu einer 9teiligen Fernsehserie „Die Kinder der Künste“ |
1976 | Rückkehr nach Stuttgart Herausgabe des Buchs „Kunst kommt nicht von Können“ – Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg |
1978 | Arbeiten von H.-J. Müller nehmen teil an der Gruppenausstellung „Museum des Geldes“, Kunsthalle Düsseldorf Entwicklung des Konzeptes: „Neue Lebensformen durch Kunst – FUTURA“ |
1979 | Zusammen mit Ursula Schurr und Max Hetzler Konzeption und Durchführung der 1. Ausstellung mit Kunst der 80er Jahre „europa 79“ in Stuttgart u.a. mit folgenden Künstlern:
Tätigkeit in der Schwabstraße 2 und Gutenbergstraße, Stuttgart (Galeriehäuser) Herausgabe einer zweiten Kunstzeitschrift „Allianz“ Aufbau der Sammlungen:
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1982 | Anmietung von Galerie-Räumen in Köln – Gründung der „A®tlantis Kunst + Design GmbH“. (Nachfolge-Galerie der Galerie Müller, Stuttgart-Köln) Ausstellungen von:
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bis 1983 -84 | Aufbau der Sammlung „Tiefe Blicke – Kunst der Achtziger Jahre“ (gemeinsam mit Helga Müller) |
1984 11-1984 | Große Eröffnung des Neubaus des Hessisches Landesmuseums Darmstadt – mit der Sammlung ‚‚Tiefe Blicke“ und Herausgabe Buch „Tiefe Blicke“, Dumont-Verlag, Köln Helga und Hans-Jürgen Müller beschließen das „Zukunftsprojekt ATLANTIS“ |
1985 | Rückkehr nach Stuttgart, Aufgabe der Galerieräume in Köln |
1985 | Helga + Hans-Jürgen Müller beginnen mit den Arbeiten am Projekt „ATLANTIS – Geschenk 2000“ (Léon Krier entwirft „Atlantis“ als „Universität auf Zeit“) |
1986 | Erste Einzelausstellung Hans-Jürgen Müller – eigene künstlerische Ideen und Objekte, Galerie Achim Kubinski, Stuttgart |
1986 | Bau eines Reise-Arbeits-Mobils und Beginn einer längeren Informationsreise durch mehrere europäische Länder mit dem Modell des Krier’schen Entwurfs zum Kulturprojekt ATLANTIS |
1987/’88 | Ausstellungen mit eigenen Katalogen zum Projekt „Atlantis“:
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1987 1988 | Helga und Hans-Jürgen Müller eröffnen den A®tlantis–Kunstloft, Ostendstraße 106, Stuttgart – Ausstellungen u.a.:
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1989 07-1989 30.11.1989 | Zweite Einzelausstellung von Hans-Jürgen Müller mit ca. 100 Anzeigen und Plakaten, Galerie Meyer-Ellinger, Frankfurt – Katalog Vorträge und Diskussionen zum ATLANTIS-Projekt:
Dr. Alfred Herrhausen, Vorstandstandsprecher der Deutschen Bank AG, Frankfurt, der das Projekt von seinen Anfängen an aufmerksam verfolgt und mit Müllers in kontinuierlichen Kontakt ist, macht das Projekt Atlantis zur Vorstandssache der Deutschen Bank und sagt die Realisierung zu. Dr. Alfred Herrhausen wird Opfer eines Attentats. Damit wird auch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank hinfällig. |
1991 |
Laudatio: Michael Ende, Vortrag: Helga Müller
Ausstellung des Architekturentwurfs von Prof. Frei Otto. Architektenkammer Teneriffa, Santa Cruz, Teneriffa. Vortrag: Helga Müller |
1992 | „documenta IX“. Kassel: Auf Einladung von Jan Hoet stellen Helga und Hans-Jürgen Müller das Projekt „Atlantis“ 100 Tage lang im eigenen Pavillon vor dem Fridericianum in Kassel zur Diskussion SWR Fernsehfilm von Rudij Bergmann (45 Min.) „Mensch Müller, laß’ die Welt doch untergehen!“ |
Jan. 1993 | Beginn der Bauarbeiten am Kultur-Projekt MARIPOSA Arona/Teneriffa Gründung der ATLANTIS-Kulturpreis-Stiftung |
bis 1994 | Atlantis-Kulturpreis-Verleihung an:
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Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen zum Kulturprojekt MARIPOSA in:
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ab 1993 | Zusammenarbeit am Kultur-Projekt MARIPOSA mit folgenden Künstlern: – Nikita Alexeev – Russland
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ab 1995 – 2007 | Hans-Jürgen Müller – Mitglied im Kultur-Ausschuß der Stadt Stuttgart |
1996/’97 ab 1997 | ZDF / ARTE, Fernsehfilm von Gero v. Boehm (mit einer Stellungnahme von Thor Heyerdahl) „Schmetterlingsträume – die Geschichte einer Utopie“ ATLANTIS-Ausstellungen (Léon Krier-Entwurf):
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1998 | Übernahme der Schirmherrschaft über das Kulturprojekt MARIPOSA durch den Club of Budapest Präsident: Prof. Dr. Ervin Laszlo. Ehrenmitglieder u.a.:
Herausgabe des Buches „Atlantis/MARIPOSA – Geschenk 2000, Eigenverlag |
1999 | MARIPOSA – in „DOMINO DAY 1999“, RTL „Europa ohne Grenzen“ – 50 europäische Kultur-Projekte – (Konzept und Idee: Robin Weijers) |
2000 |
Thema: “Macht und Einfluß – Synergien wagen” Teilnehmer u.a.:
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2001 | Herausgabe des Buches „Zukunftswerkstatt MARIPOSA“, Verlag Lindinger + Schmid, Regensburg. Beiträge von:
Vorwort von Richard von Weizsäcker MARIPOSA – Teilnahme an Themen-Ausstellungen:
Katalog ZDF – „Reiselust Teneriffa“ – Vorstellung Kultur-Projekt MARIPOSA |
2002 | MARIPOSA – Teil der Themen-Ausstellung „Glück – Stadt – Raum“, Akademie der Künste, Berlin – György Korád Kuratoren: Romana Schneider, Rudolf Stegers – Katalog, Birkhäuser-Verlag Paulskirche Frankfurt – Preisverleihung des „Global Consciousness Award“ des CoB an: – Paulo Coelho, Laudator: Karan Singh, und an – Sir Peter Ustinov, Laudator: Marcel Reich-Ranitzki mit Präsentation des Kultur-Projektes MARIPOSA. Vortrag: Hans-Jürgen Müller Yale University – Ausstellung ATLANTIS-Projekt, Entwurf: Léon Krier: „Two Ideologies at Yale University – Peter Eisenman / Léon Krier |
Jan. 2003 Mai 2003 Sept. 2003 Okt. 2003 Nov. 2003 | „MARIPOSION®“ – Dr. Walter Häcker-Gruppe Workshop „Aktivitäten auf MARIPOSA – wer sind die Zielgruppen?“– und „Erarbeitung Thematischer Schwerpunkte“ Vortrag Helga Müller an der Universität von La Laguna, Teneriffa, Akademie der Künste: „Puede l’Arte salvar el Mundo?“ vor ca. 250 Studenten und Professoren MARIPOSA-Vortrag Hans-Jürgen Müller an der FH für Gestaltung, Coburg vor Studenten aus Ost-Europa „MARIPOSION®“ – „Korsika-Gruppe“ Der Club of Budapest verleiht den „Change-the-World-Award“ an Helga und Hans-Jürgen Müller für die Schaffung des Kulturprojekts MARIPOSA. Neues Schloß Stuttgart. Laudatio: Frau Bundesministerin Edelgard Bulmahn, Berlin. (Wahl unter die „10 besten Projekte der Welt“ – als einziges Kultur-Projekt. Unter den Sozial-Projekten auch: „Menschen für Menschen“ von Karlheinz Böhm) |
März 2004 Juli 2004 Okt. 2004 Nov. 2004 Dez. 2004 | MARIPOSA-Präsentation auf der 1. ART Karlsruhe. Ausstellung von Kunstwerken, die auf MARIPOSA entstanden sind:
Bau der MARIPOSA-Arche, ein Beitrag von MARIPOSA zum Young + Free-Festival in Höchstadt a.d.Aisch, wird am 29.7.04 vom Erzbischof von Bamberg geweiht und von Dr. Ingo Friedrich, dem Vizepräsidenten des EU-Parlaments auf die Reise zur Jugend der Welt geschickt, deren Vorstellungen und Wünsche für die Zukunft sie sammeln und den Verantwortlichen im EU Parlament überbringen wird, damit die Jugend wieder Vertrauen faßt in Staat und Gesellschaft, weil sie fühlt, daß sie ernst genommen wird. MARIPOSA-Präsentation anläßlich der Eröffnung der Galerie 68Elf im Media-Park Köln mit Architekturmodellen von Léon Krier und Frei Otto, Großfotos von MARIPOSA und Arbeiten verschiedener Künstler auf MARIPOSA. MARIPOSA-Präsentation auf der ART-Cologne
Fischer (Fotograf)/ Klaus Burger (Komponist)
Veröffentlichung eines Beitrags von Helga Müller: „Versöhnung von Kunst und Natur“ – „Ökologisches Jahrbuch 2004“, C. H. Beck-Verlag Herausgeber: Wissenschaftszentrum Berlin, Prof. Dr. Udo E. Simonis |
Febr. 2005 Aug. 2005 Sept. 2005 Okt. 2005 Nov. 2005 | ART Karlsruhe. Sonderschau – mit Präsentation der MARIPOSA-Arche und Vorstellung der neuen MARIPOSA-Film-Produktionen Die MARIPOSA-Arche auf dem Welt-Jugendtag in Köln Vortrag Helga Müller „Das Schöne rettet die Welt“, Darmstadt – Symposion aus Anlass des Kunstprojekts „Vogelfrei“ Präsentation MARIPOSA – ART Cologne, Sonderschau Vortrag Helga Müller: „Das Schöne rettet die Welt“ – Tagung „Tatort Zukunft“, Ev. Akademie Bad Boll |
März 2006 März 2006 April 2006 Mai 2006 Juni 2006 Juli 2006 Okt. 2006 Nov. 2006 | Vortrag Helga Müller – „ Kreativität und Innovation – Die Bedeutung von Schönheit für ein Neues Denken“ Dialog-Veranstaltung „Bilanz-Kulturbilanz“ im Brenner’s Parkhotel, Baden-Baden MARIPOSA-Präsentation auf der 3. ART Karlsruhe mit Arbeiten verschiedener Künstler, wie Gerhard Mantz, Renate Olbrich, H. Spengler-Döring, Miron Schmückle, Nils-Udo u.a. „Hans-Jürgen Müller – Ein Leben im Zentrum der Kunst“, Biographie von Siegfried Pater, Retap-Verlag, Bonn Vortrag und Podiumsdiskussion: Helga Müller – „Das Schöne rettet die Welt“ – Symposion „Querdenken“, Katholische Akademie Freiburg Vortrag und Podiumsdiskussion: Hans-Jürgen Müller – „Warum gerade dieses Bild …“ , DaimlerChrysler Contemporary, Haus Huth, Berlin Konferenz der Dekane sämtlicher Kunst-Akademien Spaniens auf MARIPOSA Vortrag Helga Müller – „Rückgewinnung von Ethik und Ästhetik in Zeiten der Globalisierung – am Modell der Zukunftswerkstatt MARIPOSA, Teneriffa“ – RWTH Aachen Vortrag und Podiumsdiskussion: Helga Müller – „Das Schöne rettet die Welt“, Kunstverein Leverkusen Autor: Hans-Jürgen Müller |
ZUR GESCHICHTE DER GALERIE A®TLANTIS
von Dr. Renate Wiehager – Daimler-Art-Collection
Die 1958 in Stuttgart gegründete Galerie von Hans-Jürgen Müller war von Beginn mehr als nur Umschlagplatz zeitgenössischer Kunst: sie war Ort von Stimulans und Provokation, von Angebot und hochgespanntem Anspruch, von Verkaufstaktik plus Vision einer neu zu qualifizierenden Gegenwart, die ohne Kunst / Geist nicht leben will, nicht leben kann. HJM liebte die Kunst, staunend, emphatisch – jedoch misstraute er ihr von Beginn an auch als einem Instrument der Manipulation, Täuschung, Ideologisierung. Wenn es um Kunst ging als einem authentischen Ausdruck von Erfahrung, Erkenntnis, Kritik waren bei HJM euphorische Begrifflichkeiten durchaus erlaubt: Emotion, Expression, Vertiefung. Nicht minder aber stand hinter allem Umgang und Leben mit der Kunst eine leidenschaftliche Forderung, an sich, an seine Umgebung: das Hirn einschalten, Worte finden, Diskutieren – wer nicht denkt, fliegt raus!
Die Stuttgarter Galerie von HJM wurde in den Jahren bis 1968 zum Anlaufpunkt europäischer Sammler. Er zeigte die Klassiker süddeutscher Moderne, Hauptvertreter des deutschen und französischen Informel, die Stuttgarter Avantgarden, die europäische Zero Avantgarde, neue Figuration, neue Tendenzen aus Japan, Italien, Spanien, dann im nächsten Schritt und früher als viele andere die wichtigsten Repräsentanten englischer und amerikanischer Kunst der 1960er Jahre: Rauschenberg, Johns, Dine, Ramos, Lichtenstein, Ruscha, Warhol, Krushenik – um nur einige zu nennen. Schon 1959 zeigt HJM eine der ersten Twombly-Ausstellungen in Deutschland, 1962 brachte er das erste Gemälde Frank Stellas nach Europa. 1967 ist HJM Gründungsmitglied des 1. Kölner Kunstmarkts, eröffnet 1968 in der Lindenstr. 20 in Köln eine 2. Galerie, und er wird zum Inspirator und Motor bedeutender Privatsammlungen: Karl Ströher, Kurt Fried, Dieter Grässlin, Renate und Günther Hauff, Ute und Udo Scharpff, Rolf Krauss u.a.m. In den 1970er Jahren folgen der frustrierte Rückzug aus dem Kunstbetrieb angesichts einer hemmungslosen Merkantilisierung und sein Buch „Kunst kommt nicht von Können“.
Dann, Anfang der 80ziger Jahre, der Neustart gemeinsam mit Helga Müller: bahnbrechende Ausstellungsprojekte („Europa 79 – Kunst der 80er Jahre“ – gemeinsam mit Max Hetzler und Ursula Schurr); die Sammlung „Tiefe Blicke“ (Hessisches Landesmuseum 1984); anspruchsvoller Kunsthandel und 1984 die Vision „Atlantis/MARIPOSA“: die Schaffung eines Ortes der gelebten Einheit von Natur, Kultur, Kunst, Philosophie und politischer Reflexion, die beide in den letzten 20 Jahren realisiert haben. So verwirklichten sie anschaulich, was sie dem lebenslangen Umgang mit zeitgenössischer Kunst und Künstlern verdanken und „Suchenden“ anbieten: einen Raum der Schulung der Sinne – der Weite für den Geist – als Impulsgeber für das kreative Potential und zur Umsetzung humaner Visionen gesellschaftlicher Zukunft. www.kulturpark-marikposa.de